Donnerstag, 1. September 2011

DIY - mehr als "schöne Sachen machen"

Zunächst mal vielen Dank für die lieben Kommentare zu meinem gestrigen ersten MMM. Es hat mich sehr gefreut, den ganzen Tag über immer mal eine kleine Arbeitspause einzulegen und die immer länger werdende Link-Liste zu sichten und eine ganze Reihe für mich neuer, interessanter blogs zu entdecken. Und ich bin baff, wie viele den Weg anlässlich des MMM auf den blog gefunden haben . (Ich kann mir irgendwie nicht angewöhnen "das blog" zu schreiben...) 


Heute hab ich bei meiner Blogrunde einen sehr lesenswerten Post zum Thema "Do it yourself" gefunden.

Der Text findet sich bei Gertie. Es ist ein Gastbeitrag ihres Mannes Ed, der die Veröffentlichung seines ersten Romans zum Anlass nimmt, ein bisschen über die weiteren Implikationen des DIY zu philosophieren. (Ich muss aufpassen, nicht allzu sehr in Sozialwissenschaftler-Sprech zu verfallen...)

Ohne jetzt alle Leserinnen gleich mit hochtrabendem Quatsch vergraulen zu wollen doch ein Punkt meinerseits hierzu: Ich finde seine Gedanken zu unserem gegenwärtigen Umgang mit Lebensmitteln, dem was wir essen und Kleidung sehr nachvollziehbar.

"... thinking about our relationship to the things that sustain us, particularly our food and our clothing. For many people (present company excluded) the production of these things was outsourced long ago. Clothes are made in massive assembly line factories somewhere overseas and arrive in our stores ready to wear. Food is prepared largely in restaurant kitchens or in factories where it’s packaged and frozen before being delivered to grocery store shelves."

Gutes, alltägliches Kochen - jenseits von dem ganzen Fernsehkochen-Chichi und Hype um irgendwelche Fernsehköche - Interesse und kritisches Bewusstsein für grundlegende Zusammenhänge der Nahrungsmittelproduktion (zu Hause wie industriell), Wissen um grundlegende Praktiken der Lebensmittelzubereitung - erscheinen mir als wichtige, oft vernachlässigte Grundkompetenz. Anders gesagt: "JedeR" sollte doch mehr als nur ein Rührei zubereiten können und wissen, wie und unter welchen Bedingungen das Hähnchen sein kurzes Leben gefristet hat und was so alles in der Leberwurst steckt. Nur mal so als Beispiel.

Ed weiter: "Now imagine if the infrastructure that exists to produce all of this failed. The clothes stop coming. The restaurants close. The food manufacturers stop production. I think a significant percentage of the population would suddenly be faced with the fact that they don’t know how to make or repair the clothes on their backs or how to grow, hunt, or prepare their own food. Where would we be then?"

Was passiert, wenn man einfach nichts mehr weiß über diese Zusammenhänge - machen wir uns damit nicht immer abhängiger von... ja, was? "Der Industrie", "dem Kapital", "den Konzernen"? Und was ist daran "schlimm"?

Ich bin weit davon entfernt zu sagen: Früher war alles besser. Ganz sicher nicht. Früher gab`s einfach weniger Möglichkeiten. Die Leute haben gemacht, ohne da jetzt ne große Theorie oder Philosophie draus zu machen. Und heute MUSS niemand mehr kochen können, gärtnern - und schon gar nicht nähen.

Aber man KANN. Und so ein Stückweit Dinge in der Hand behalten (um nicht zu sagen: eigenmächtig sich um die unmittelbaren Dinge des Alltags zu kümmern.).

Puh, das reicht für heute aber auch mit so grundsätzlichen Gedanken. Aber echt.


Oje. Lang geworden der Text. Nochmal lesen, bevor ich den auf "die Menschheit" loslasse.

Melleni

5 Kommentare:

  1. Ich sag immer zum Liebsten: Falls es ab morgen keine Importe mehr aus China etc. gäbe, mit meinen Stoffvorräten wären wir beide noch auf Jahre hinaus gut angezogen. (Wobei man nicht fragen darf, wo und unter welchen Bedingungen die neueren stoffe produziert wurden - ein reines Gewissen habe ich da auch nicht.)
    Viel wichtiger als Nähen-können finde ich allerdings das Kochen-können, also so, dass man nicht auf Fertigprodukte angewiesen ist. Für mich ist das einfach ein ganz wichtiger Punkt, den ich als Selbstermächtigung sehe, wenn ich nicht darauf angewiesen bin, das Zeug voller Füll- und Hilfsstoffe zu essen, das die Lebensmittelindustrie zusammenrührt. Das wird übrigens immer schlimmer: Gestern wollte ich normalen Vollmilchjoghurt kaufen und wäre fast auf einen (türkischen) hereingefallen, der Stärke und Pektin enthält. Da steht dann acuh ganz klein "Joghurterzeugnis" drauf, aber das und die Zutatenliste sieht man nur aus Zufall - und damit ist für mich klar, dass der Hersteller einem etwas als Joghurt unterjubeln will, das in der Herstellung viel billiger war.

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  2. Hallo,
    ich gebe Dir und auch Lucy's Kommentar in allem recht - Nähen können ist super, und seit ich nähe verweigere ich auch schon mal das eine oder andere nett aussehende Kaufstück, das einfach zu billig ist um auch nur im Entferntesten fair produziert worden zu sein (v.a. bei Kinderklamotten ist das ganz schlimm! Eine Winterjacke für 10 Euro??!!)

    Und beim Kochen bin ich noch schlimmer, ich lese jede Zutatenliste auf den Produkten (bringt auch schonmal komische Blicke im Supermarkt wenn man die Sachen dann wieder zurückstellt) und Conveniance Food kommt mir nicht ins Haus...

    LG,
    Christiane

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  3. Mir ist der Beitrag bei Gertie auch aufgefallen. Ich denke in den Vereinigten Staaten ist es schwieriger sich "herkömmlich" zu ernähren. Laut einer Freundin, die nun ein gutes Jahr dort lebt, sei es sehr schwierig Lebensmittel zu bekommen, die nicht irgendwie manipuliert sind, sei es gentechnisch oder chemisch. Bioprodukte seien dort recht teuer und auch nicht überall erhältlich. Da ist es in Deutschland sicherlich noch nicht ganz so extrem.
    Ich finde es aber oft erstaunlich, was so in die Einkaufswägen einiger Leute wandert. Ich hatte das Glück, kochen, handarbeiten und so vieles, für mich Selbstverständliches, von Zuhaus von klein auf mit zu bekommen. Aber das ist halt leider nicht für alle möglich.
    Viele Grüße
    Julia

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  4. Bei uns auf dem Land ist es sicherlich auch nicht so extrem, jedenfalls koche ich noch jeden Tag selber, und zwar keine Tütensuppe. Aber auch hier hat sich vieles verändert. Während meine Mutter noch keinen Apfel unter dem Baum liegen lassen kann und die Gefriertruhe überquillt, verschwinden die Kühe von den Weiden und die Hähnchenmastställe schießen wie Pilze aus dem Boden. Schade. Zum Glück, sind meine Kinder für bewusste Ernährung sehr offen und fragen auch schon mal nach, ob dies oder das denn gesund ist. Und kochen tun sie beide auch sehr gerne.
    LG Rita

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  5. Danke für diesen tollen Blogeintrag. Ich denke auch, dass wir uns öfterns mal daran erinnern sollten wo wir unsere Sachen herbekommen. Finde, dass man beim selber machen wirklich viel Spaß haben kann. Kochen mit Freunden ... ist doch viel besser als die Tütensuppe abends allein vorm Fernseher. Was ich gerne mal machen würde ist Seife selberherstellen.

    Lieber Gruß, Muriel

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