(Vorwort: Irgendwas hat mir hier heute das Layout
zerschossen. Sitze hier mit quengelndem Baby und
bin genervt. Hätte das gerne noch optimiert, aber
Zeit und Nerven sind zu knapp. Gelobe Besserung!)
Ich habe ein höchst ambivalentes Verhältnis
zu liegengebliebenem Nähgut. Vordergründig
am liebsten sind mir Sachen, die an einem
Abend halbwegs fertig werden (also
Nettonähzeit ohne Zuschnitt). Reißverschluss,
Saum etc. kann dann gerne am nächsten Abend
gemacht werden. Wenn Dinge länger dauern,
zum Beispiel weil sie komplizierter sind,
verliere ich mitunter die Lust - oder das
Wetter schlägt um und sie sind nicht mehr aktuell
im Sinne von: notwendig).
So auch bei diesem Kleid (Simplicity 7411). Ich habe es
in einer ersten Fassung bereits aus einem sehr schönen
großflächigen gemusterten Rosenstoff
(von stoffe.de) genäht. Im Frühjahr dann die
zweite Fassung aus einer lila Gebardine mit
Stretch vom Markt. Das Kleid war so gut wie
fertig - es fehlte nur noch der Saum
(so meine Erinnerung).
Und dann wurde es plötzlich und unerwartet Sommer
- im April. Das Kleid erschien mir zu warm und
zu dunkel- es blieb liegen.
Vorgestern - mittlerweile hatten wir ja auch mal Herbst :-)
- machte ich mich nun also an die Fertigstellung. Meine
Erinnerung ließ mich im Stich: Bei der ersten Anprobe stellte
sich raus, dass es mit dem Saum allein nicht getan war, auch der Reißverschluß musste neu eingesetzt werden. Grund: oben stand
das Kleid unschön ab, das konnte so nicht bleiben ("leider" hab ich diesen und weitere Fehler nicht im Bild festgehalten und kann sie
also auch nicht zeigen...). Also beherzt an die Änderung gemacht.
Gefühlte 5 Stunden (de facto waren es sicher drei oder vier Mal)
habe ich den blöden Reißer rausgetrennt. Immer stimmte irgendwas nicht. Grmpf. Letztlich hat es dann halbwegs geklappt. Der Reißverschluss erfüllt seinen Zweck, das Kleid sitzt körpernah und
das Oberteil ist im Zuge der ganzen Änderungen eine knappe Größer enger geworden - was noch ok ist. Das Gute an liegengebliegbenem Nähgut: Man hat auf einmal, wie durch Zauberhand (naja, nicht
ganz...) ein neues Teil im Schrank. WENN man den Bogen kriegt und das ganze fertig macht, was ich nicht immer mache - aber dann liegt auch immer daran, dass mit dem Schnitt was nicht stimmt, er nicht hält was er verspricht etc.
Das war in diesem Fall, wie ich finde, eine gute Entscheidung. Ich kenne zwar noch diverse Fehlerstellen am und im Kleid (vor allem IM Kleid - von innen werde ich es nie und nimmer zeigen!) aber so ganz pauschal betrachtet und ohne allzu kritischen Blick ist es toll geworden. Heute beim ersten Tragen meinte unserer Sekretärin: Hui, so schick. Hast Du noch was größeres vor?
Nö, heut ist der erste Tag nach
dem Urlaub, da macht man sich doch
schick, oder?
Zum Schwierigkeitsgrad: Also, die
Fehler und Änderungen kann ich
nicht dem Schnitt zuschreiben,
das wäre nicht fair. Das habe schon
ich selbst zu verantworten.
Der Schnitt ist klar und die
einzelnen Schritte sind gut
beschrieben. Im Detail würde
ich nur wenig ändern, und zwar
den Schlitz erst nach der Einnaht
des Reißverschlusses nähen - sonst
entstehen, zumindest bei mir,
unschöne Stellen mit zu viel/zu wenig
Stoff und damit Dellen.
Das Kleid trägt sich super und ist, wie ich finde ein
echter Figurschmeichler. (Was die Fotos, wie der
Liebste heute morgen bemerkte, nicht optimal wiedergeben).
Ich werde einen der Gebardine-Stoffe aus Aachen nochmal
vernähen. (Rot? Curry-braun?) Der Schnitt bietet noch
diverse Varianten, da wird sicher nochmal was ausprobiert.
Alles in allem ein perfektes "kleines Kleid".
Mein Votum: Sehr zu empfehlen.
Ein Nachteil hat es doch: Ich finde Radfahren mit so
einem engen Rock gewöhnungsbedürftig. Da ist dann
nicht mehr viel mit Figurschmeicheln.
Und generell würde ich jeder empfehlen, einen Stoff
mit Stretchanteil zu nehmen. Die Rosenstoff-Variante
ist zwar super schön, aber nicht wirklich bequem.
Was an dieser Variante auch ein bisschen kritisch ist: ich finde man kann so ein
Kleid nicht mit Leggings kombinieren. (Oder?) Das Problem ist, wenn es warm genug
ist für ohne Leggings (Strumpfhosen jenseits des Winters sind keine Option)
ist es eigentlich zu warm für diesen Stoff. Wenn jemand hierzu einen gute Idee hat
freu ich mich.
Ebenfalls gestern habe ich den Tellerrock nach dieser Anleitung gemacht - den
zeige ich morgen. Und dann folgt noch ein weiteres Liegenbleiber-Teil, ein
Simplicity-Kleid.
Wie ist das bei Euch mit Projekten: Werden sie immer sofort fertig
gestellt - oder bleibt auch mal was bis zur nächsten Saison liegen oder
bleibt gleich ganz unvollendet?
Melleni