Freitag, 8. Juni 2012

Stinksauer

Der Tag fing ok an. Früh zur Arbeit losgekommen, Geld für den Marktbesuch morgen abgehoben, ein Kilo Erdbeeren gekauft und frisch ans Werk gemacht.

Dann: Meine Unterschrift gegeben neinzumbetreuungsgeld.de - und in Rage gedacht. Und nicht mehr eingekriegt. Zwei neue politische Stilblüten der letzten zwei Tage: ein Hinterbänkler der CDU meldet sich zur Debatte mit folgender Überlegung: Ist es wirklich sinnvoll, das Betreuungsgeld an die Nicht-Inanspruchnahme eines Kitaplatzes zu binden? Sollte es nicht ALLEN Eltern zukommen? Ich meine Ja! und würde diesen Gedanken weiterspinnen wollen und fragen ob der Erhalt des Betreuungsgeldes wirklich an ein zu betreuendes Kind gebunden werden sollte. Haben wir nicht alle irgendwen oder irgendwas zu betreuen? Die alten Eltern, den Goldfisch, die Nachbarin, den inneren Schweinehund... Also: Betreuungsgeld für alle! Und: Freibier! Und gute Laune!
Dann heute morgen: die Nachricht mit den Schleckerfrauen, die - Frau von der Leyens Vorschlag folgend - nun den Lückenbüßer geben sollen für diese ganze beschissene Familienpolitik, die diesen Namen nicht verdient und zur "Anschlussverwertung" jetzt auf Tagesmutter "umschulen" sollen. (Herr Hassknecht, übernehmen Sie - das fordert auch die Süddeutsche!) Hier und hier nochmal lesenswertes zum Thema Qualität vs. Quantität in der (Klein) Kindbetreuung und Geringschätzung sozialer Berufe.  Und wer glaubt, dass eigentlich alles zum Betreuungsgeld gesagt ist, sollte nochmal bei Catherine vorbeigucken.

Ich könnt mich schon wieder aufregen...

Ach nein, ich bin ja schon in Rage.

Denn: ich bin heute beklaut worden. Richtig fies. Richtig link. Richtig scheiße. Nachdem der Tag recht angenehm weiterging, ich meine Arbeit machte, Meetings, lesen, emails schreiben, was man so macht, als erwebstätige Mutter, haha, packte ich langsam gegen 14 Uhr ein - heut ist ja Freitag und also Schwimmkurs! - um die Mädchen von der Kita abzuholen. Noch schnell das Geschirr in die Küche bringen, ins Klo zum Nase pudern :-)... auf dem Flur dann der Gedanke: Huch, da ist ja wer - man sollte doch immer die Tür abschließen.

Dazu muss ich kurz erklären: Mein Institut ist in einem halb-öffentlichen Gebäude, nah dem Bahnhof Zoo untergebracht. In der jüngeren Vergangenheit wurden an einem Wochenende mal 50 Kisten - in Worten: fünfzig! - Mineralwasser weggeschafft. Plus: Meine zwei Becher Biojoghurt. Kein Scherz. Es gibt immer mal wieder Leute, die bis hoch in den 6. Stock kommen, da nicht hingehören. Wir sprechen die mittlerweile an. Haben ein Auge drauf. Sowas spricht sich ja rum, wenn in so nem Gebäude die Joghurtbecher so einfach in der Gegend rumstehen. Und so.

Ich sah also beim Zurückgehen in mein Büro jemanden in Richtung Treppenhaus verschwinden. Klingt ominöser als es war. Hab mir nichts konkretes gedacht. Nur, dass man doch irgendwie aufpassen sollte. Dann los, die Kinder warteten.

Noch schnell nen Schokoriegel und ein Toastbrot für den Abend besorgen. Hektisches Gesuche an der Supermarktkasse: Geld weg? Geld weg. Geld weg! Scheiße!!!

Zurück ins Büro. Das Portemonaie war - natürlich - auch da nicht. Die Kollegin, die im Nachbarbüro saß, fassungslos. Ich also zuerst mal die Sparkasse angerufen, um die Karten zu sperren. Gab es schon irgendwelche Kontobewegungen? "Also, gegen 8:50 Uhr wurden 100 € abgehoben" - "Ja, das war ich." "Und haben Sie eben noch ein Bahnticket gekauft?" "Nein, vielleicht ist das Ticket von vor zwei Wochen jetzt verrechnet worden...?!?" "Also, um 14:35 wurde mit Ihrer Kreditkarte ein Bahnticket für 250 € bezahlt." "WAS???"  Die Kollegin kommt rüber, nachdem Sie meinen entsetzten Schrei gehört hat.

Um es kurz zu machen: Dieses Geld ist NICHT weg. Ich muss schriftlich mitteilen, dass ich das Ticket nicht gekauft habe, dann ist es ein - jaja: Versicherungsfall. Die Bank versucht gar nicht, dem Dieb auf die Spur zu kommen, etwa indem sie den Bahnticketskauf nachverfolgt. Nö. Das wird eingepreist und läuft unter Peanuts. Der kommt damit durch, fährt entspannt nach München oder Berchtesgaden oder wohin auch immer - der Teufel soll ihn holen! - die Bahn bekommt ihr Geld und die Versicherung zahlt. Muss ich das verstehen?

Mir war zum Heulen. Knappe 150 € hat die dumme Wanze abgegriffen PLUS nen Wochenendtrip - und alle, alle meine Papiere sind futsch. Die ganzen Karten, Führerschein, Perso (ok, der war eh abgelaufen :-), Gutscheine, Krankenkassenkarte... alles weg. So ein Portemonaie ist ja auch was persönliches, Kinderbilder, Visitenkarten, Menskalender, Quittungen. Ich hab mich lange nicht so wehrlos und ungerecht behandelt gefühlt. Klar, es ist nichts WIRKLICH schlimmes passiert. Aber trotzdem.

Der Besuch bei den fröhlichen Kollegen der Bundespozilei setzte dem ganzen dann noch die Krone auf. Ein Freund und Helfer, der gerade auf mich gewartet hatte, damit ich ihm die letzte halbe Stunde bis zum Feierabend noch versüße. Unfreundlichhochfünf. Kurz ab. Ok, wenn ich meinen Dienst in einem fenster- und trostlosen 4 qm Zimmer, das früher offensichtlich mal ne Zelle war, verrichten müsste, würde ich auch nur noch auf die Rente warten. Bis zum Ende des Gesprächs hatte wir dann halbwegs einen verträglichen Modus gefunden. Schönes Wochenende noch!

Ach ja: dann war da noch der Fascho (?) mit dem "Odin statt Jesus"-Shirt in Sütterlin-Schrift mir gegenüber in der U-Bahn. Den hätte ich ja gern mal nach der Intention seines T-Shirts gefragt. Da wär ich in der richtigen Stimmung gewesen, Manno.

Das musste jetzt mal raus. Geht schon ein bisschen besser. Reden hilft ja.

Morgen besuch ich trotzdem den Markt. Hilft ja alles nichts.

Ich geh jetzt ins Bett. Zuschneiden mach ich morgen. Vorher noch ein paar Frustchips essen. Dann ist die Wanze auch daran schuld, dass ich dieses doofe extra Kilo nicht loswerde. Ob er damit leben kann...?

14 Kommentare:

  1. Manchmal kommen die Papiere und so zu einem zurück. Mir ist letztes Jahr mein Portemonnaie geklaut worden, aber eine Putzfrau hat die Papiere in der Bahnhofstoilette gefunden und mich über die "imNotfall benachrichtigen' Karte kontaktiert. Ich drückt die Daumen. Aber aus einem Büro im Uni-Institut im 6.Stock, das ist schon ziemlich dreist. Da würde ich mich glaub ich auf die Lauer lege! Erstmal Kopf hoch! Der Freitag war ein Arschloch, aber morgen wird's besser, bestimmt!

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    1. Danke!
      Ja, ich spekulier da auch drauf, allerdings kann das ja auch dauern.
      Morgen wird alles gut :-)

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  2. Du Arme, lass dich drücken.

    Julia

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  3. Och, Mensch. Das ist ja wirklich dreist. So was kann ein wirklich den Tag ordentlich vermiesen. Im Geldbeutel ist ja wirklich alles drin :-(
    Ich drück Dir Daumen, dass zumindst die Papiere wieder auftauchen.

    Lieber Gruß, Muriel

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  4. Ja, und da kommen ja dann noch die ganzen Folgekosten: 30 € für die Bankkarten, ERsatzbahncard, Perso, Führerschein... Da kommt nochmal was zusammen (wenn nicht alles wieder auftaucht)
    Heul

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  5. Puh, das braucht kein Mensch (bezüglich des Geldbeutels samt Papieren spreche ich aus Erfahrung).
    Gottseidank ist der Freitag fast vorbei. Durchhalten.

    Vermutlich eine gute Idee angesichts des Tagesverlaufs deinen Mitfahrer in der U-Bahn nicht anzusprechen...

    Alles Gute. Morgen wird besser.

    (Das Betreuungsgeld geht nicht durch, ich bin mir ziemlich sicher).

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  6. Ich denke auch, dass das Betreuungsgeld heiße Luft ist. Hoffentlich.

    Mr. Bell wir oft beklaut, vor allem, wenn Messe in D´dorf ist...
    Bisher sind die Papiere 2x wiederaufgetaucht. Das eine Mal hat es 3 Monate gedauert! Aber sie kamen.

    Ich drück´ dir jedenfalls die Daumen.

    LG, Bronte

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  7. Bei mir war es mal die gesamte Umhängetasche, in der S-Bahn unterm Sitz weggezogen.

    http://coupdefoudre2008.blogspot.de/2008/06/momentan-frei.html

    Damals habe ich immer und immer wieder die Datenbank beim Fundamt durchsucht, nichts. Nie ist etwas zurück gekommen. Wir mussten sogar die Schlösser im Haus austauschen.
    Davor einmal bei einem Geldbörsendiebstahl habe ich aber alles, ausser dem Geld, zurückbekommen. Lag in einem Wühltisch bei Karstadt, die haben sie mir dann zugeschickt.
    Es ist ätzend, dieses Ohnmachtsgefühl.

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  8. So eine Scheiße!!! Und dann noch der Gedanke, dass der Idiot sich auch noch auf fremde Kosten ne lustige Bahnfahrt gegönnt hat (naja so nahe am Bahnhof, was kann man da sonst auf die Schnelle kaufen?)
    Uns ist mal in Italien eine Brieftasche geklaut worden und bis auf das Geld sind tatsächlich alle Dokumente (Monate später) wieder aufgetaucht. Da hatten wir das meiste allerdings schon neu beantragt... Warte also besser damit.

    Ich hoffe, dass dir ein sonniges, aufbauendes Wochenende mit der Familie bevorsteht- sozusagen als Minimalausgleich.

    Der Ekel, dass da jemand in den persönlichsten Sachen rumwühlt/ rumguckt ist schrecklich, geht erfahrungsgemäß wieder vorbei (ich kenne das von einem Wohnungseinbruch, bei dem u.a. meine gesammelten Liebesbriefe geklaut worden sind.)

    Laß dich nicht unterkriegen!
    LG
    Wiebke

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  9. Fühle dich gedrückt! Und ich hoffe, du hast trotzdem heute Freude auf dem Markt.

    Nicht unterkriegen lassen!

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  10. Oh je, Du arme! Mein vollstes Midleid! Mir wurde auch mal die Handtasche gestohlen und mit meiner EC Karte und dem Perso der volle Dispo in Höhe von damals 16.000 DM!!!!! abgehoben. Ich musste dann beweisen, das die Tasche tatsächlich eingeschlossen war und erst dann bekam ich nach 3 Monaten das Geld wieder.....

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    1. Kreisch!
      Das ist ja heavy.
      Da kann ich ja echt noch froh sein...

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  11. SO eine Sch..., ich kann deinen Frust total verstehen. Ich drück dir die Daumen, dass wenigstens die persönlichen Sachen wieder auftauchen, allein die Rennerei ist ja nervig. Ich schieb dir mal ne Portion gute Nerven mit Schokostreuseln rüber! ;-)
    LG Ute

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  12. Liebe Melleni,

    das ist total widerlich. Vielleicht tröstet Dich meine Geschichte, weil sie zumindest ein Semi-Happyend hat :-)

    An einem Märzmorgen vor ein paar Wochen stellte ich meine Handtasche --wie jeden Morgen-- in den Schrank meines Einzelbüros. Der Tag war voller Termine, so dass ich nicht permanent am Platz war, sondern im Haus unterwegs. Meine Arbeitsstelle ist nicht wirklich öffentlich, es gibt immer mal wieder Fremde, aber die sind immer namentlich angemeldet. Jedenfalls waren Bürotür und Schrank wie immer nicht abgeschlossen. Ich merkte nicht sofort, dass das Portemonnaie gestohlen war, es fiel mir erst am nächsten Morgen auf, dass ich es nicht fand und so suchte ich zuhause, suchte im Auto, im Büro, auf allen Arbeits-WC's, suchte in Besprechungsräumen...nix. Erst als eines Abends nach 4 Tagen die Nachbarin ein kleines Paket ohne Absender brachte, war klar was passiert war...es fehlten 200 Öcken, doch alle Karten, Perso und Führerschein waren da. Irgendwie total spooky und ekelhaft unvorstellbar, dass jemand in meinem Büro in meinem Schrank in meine Handtasche packt und sich meiner Börse bemächtigt.

    Wünsche Dir, dass Deines auch zurückkommt!

    Vittoria

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