Montag, 21. Oktober 2013

Herbstrock (Onion 3033)


Endlich komme ich mal so ganz außer der Reihe - sprich: jenseits des MMM - dazu, ein neues Kleidungsstück zu zeigen. Und zwar: meinen neuen Rock, genäht nach Onion 3033.

Inspiriert hat mich Wiebke mit u.a. diesem Modell sowie Frau Knopf mit diesem schönen Stück sowie Christel.
Der Rock hat sich seit seiner Fertigstellung als echtes Basic herausgestellt, sehr kombinationsfreudig und alltagstauglich, so dass ich ihn derzeit praktisch täglich trage.
Der Stoff ist ein dünner Woll-Misch-Flanell, der ein klitzekleinesbisschen kratzt, was für den Rock nicht weiter, nunja, juckt.

Der Schnitt ist einer der ersten, die ich mir jemals gekauft habe. Ohnehin haben mir Onion-Schnitte zu Beginn meiner Nähkarriere sehr geholfen: nachzulesen über "das Schicksalskleid".
Der Schnitt war ein wenig in der Versenkung verschwunden, aber ich hatte auch schonmal einen Rock hier gezeigt. 

Ähnlich kombinationsfreudig wie der Rock sind meine neuen Stiefeletten meiner Lieblingsmarke t*maris. Da meine Füße mit der fast schon Übergröße 42 zu den wenig kombinationsfreudigen Exemplaren gehören bin ich froh, beim großen Versender fündig geworden zu sein. So viel ist sicher: Große Füße sind für Frauen kein Spaß.
Habt einen schönen Wochenstart!

Samstag, 12. Oktober 2013

Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht (Filmtipp)



Gestern habe ich einen regelrechten Kino-Marathon hingelegt: Ich war in Die andere Heimat - Chronik einer Sehnsucht - und dieser Film dauert geschlagene 4 Stunden. Ich habe gezögert, diesen Post mit Filmtipp zu überschreiben, denn einen solch langen Film kann man nicht uneingeschränkt jedem empfehlen.
 
Auch mir wurde es zwischendurch ein wenig lang. Kurz vor der Pause nach 2 Stunden dachte ich kurz: Und jetzt geht es nochmal so lang?!? Puh.
 
Ich bin froh, dem Impuls nicht nachgegeben zu haben und sitzengeblieben zu sein, gerade die zweite Hälfte hat mir ausgesprochen gut gefallen. Der Film ist ein beeindruckendes Portrait einer untergegangenen Welt und einer fremden Zeit.
 
Er spielt in den frühen 40er Jahren des 19. Jahrhundert im Hunsrück. Im an der Kinokasse ausgelegten Flyer erhält man hilfreiche und kompakte Informationen zu den historischen Hintergründen der fiktiven Geschichte: steigende Bevölkerung, Realerbteilung und damit zu kleine landwirtschaftliche Betriebe, Missernten und unangemessene Abgabenlast führten zu sozialem Elend und Hunger. Die Menschen verließen in Scharen ihre Heimat - man sieht das an den beständig am Horizont vorbeiziehenden Pferdetrecks - und suchten in einer fernen und sagenumwobenen Welt, wenn nicht ihr Glück so doch ein neues Leben: in Brasilien, das aktiv um Siedler warb. Gerade der Hunsrück war, so steht es im Filmflyer, von dieser Auswanderung stark betroffen: Im Jahr 1846 begannen 1230 Familien in Südamerika ein neues Leben, das unter der Maxime der Bremer Stadtmusikanten steht: Etwas besseres als den Tod finden wir überall. Sie verlassen ihre Heimat, ohne Wiederkehr und Wiedersehen.
 
Aber die Menschen wollen nicht nur ihrem materiellen Elend entkommen, sie sind infiziert mit den Gedanken der Französischen Revolution und suchen Freiheit. Erst seit kurzem herrscht allgemeine Schulpflicht, Bücher sind in der ländlichen Welt noch mindestens obskur, wenn nicht verpönt, aber die Idee war in der Welt: Sein Leben selbst in die Hand nehmen und seine individuellen Talente entfalten.
 
Der Film dauert lang, aber wenn man sich darauf einlässt, taucht man ein in eine Welt und Gesellschaft, die noch gar nicht so lange her ist. Er ist wuchtig und beeindruckend und von Anfang bis Ende ungewöhnlich und besonders. In Schwarzweiß gedreht scheinen mitunter Farben auf und fokussieren auf Besonderheiten und Besonderes, eine blaue Wand oder ein glühendes Hufeisen. Durch die Länge, die Mundart und die Konzentration auf ein Dorf werden die Hauptfiguren sehr anschaulich, man ist buchstäblich bei ihnen, in der Enge der Häuser und der Dörfer.
 
Sehr berührt hat mich die Schilderung der immensen Kindersterblichkeit, die anfangs nur angedeutet wird und sich verdichtet um schließlich handgreiflich zu werden: Das ganze Dorf folgt den kleinen Särgen und den betroffenen Elternpaaren und Familien zur Kirche, um sich von gleich mehreren Babys zu verabschieden. Die Predigt des Pfarrers - "Sie sind nicht gestorben, nur vorgegangen in das Paradies" - provoziert Widerspruch, wird nicht mehr von allen schicksalhaft und gläubig akzeptiert. Nur der Arzt, der allein an einem Tag sieben Kinder hat sterben sehen, ahnt, dass er die Seuche Diphterie von einem kleinen Patienten zum anderen trägt, aus dieser Ahnung wird erst später Gewissheit.
 
Dem Film gelingt bei aller Eindringlichkeit doch eine gewisse Leichtigkeit. Dies liegt an der Hauptfigur Jakob, der "schon immer" anders war, als Kind schon Löcher in die Luft starrte und sich geschickt den Zumutungen und Ansprüchen des Vaters entzieht. Er ist ein Eigenbrötler, das Lieblingskind der Mutter die ihn bedingungslos liebt und in Schutz nimmt - und selbst 6 Kinder verloren und nur drei durchgebracht hat -, der im Selbststudium die Neue Welt kennen und lieben lernt. Unglaublich, dass der Hauptdarsteller kein professioneller Schauspieler ist.
 
Der Film zeigt eindringlich die Umstände, die Menschen vor gerade einmal anderthalb Jahrhunderten bewogen haben, diesem Land den Rücken zu kehren und am anderen Ende der Welt Ihr Glück zu suchen - womit er einen Bogen schlägt zu den heutigen Flüchtlingsdramen im Mittelmeer.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

MMM mit Gerät


Zum heutigen MMM, zu dem die sehr schicke Meike einlädt, zeige ich mein Himmelfahrtskleid in herbstlicher Ausstattung.

Und mit Gerät!
Ich bin schwer begeistert vom Petticoat. Er kam schon diverse Male zum Einsatz und macht sich gut mit, klar, Tellerröcken.
Das Jackett versteckte sich ganz hinten im Schrank. Es ist aus weinrotem Samt, könnte nach meinem heutigen Geschmack etwas kürzer sein, wird aber seit Tagen gerne getragen. Es passt so gut zum herbstlichen aber nicht kalten Wetter.

Mehr gibt es heute nicht zu berichten :).

Mehr MMMs finden sich wie immer auf unserem blog.

Montag, 7. Oktober 2013

Für eine angemessene Hebammen-Vergütung

Mit großem Bedauern habe ich vor einigen Monaten erfahren, dass "mein" Geburtshaus, die Fera in Tempelhof, in dem meine beiden Töchter bei schönen Geburten zur Welt kamen, schließen wird. Wenn ich nochmal ein Kind bekommen würde, wüsste ich ehrlich gesagt nicht, wo ich hingehen sollte. Nachdem mir drei Frauen unabhängig voneinander von der Fera erzählt haben und wir uns das Haus angesehen haben, kam kein anderes Haus mehr in Frage. Das Konzept war einfach überzeugend: Hebammengeleitete Geburt in einem Geburtshaus, das auf dem Gelände einer Klinik liegt und mit dieser kooperiert. Dadurch gab es ein umfassendes Sicherheitsnetz, das PDA und Kaiserschnitt enthielt, bei Beibehaltung aller Vorteile des Geburtshauses. Perfekt!
Noch heute denke ich, das Konzept müsste sich eigentlich verbreiten und in jeder Stadt müssten sich Hebammen und Praxen zusammenschließen und mit Kliniken kooperieren.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die Fera benennt die rasant angestiegenen Kosten der Berufshaftpflicht für Hebammen als Grund für die Einstellung ihrer Praxis. Meine Nachsorgehebamme bei L2, die auch Hausgeburten macht, sagte uns damals, dass sie die ersten 15 Geburten im Jahr nur für die Haftpflichtgebühren durchführt. Die ersten 15! 
Die Folgen dieser Entwicklung sind klar: Die Wahlfreiheit wird zunehmend eingeschränkt, die Geburt in der Klinik so letztlich alternativlos.

Deshalb habe ich die Petition für eine angemessene Vergütung von Hebammen unterzeichnet und werbe hier sehr gerne für sie.
Am Ende der Petition finden sich einige interessante Links zum Thema.

Sonntag, 6. Oktober 2013

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Es ist geschafft: Mein Mann hat seine Master-Arbeit fertiggestellt und - vorgestern - abgegeben. Und nun: macht sich Entspannung breit. Dank der Hilfe meiner Mama, die sich von einem Tag auf den anderen in den Zug gesetzt hat und schließlich, statt der geplanten 4 ganze 10 Tage hier blieb, um uns den Rücken frei zu halten, haben wir die Nerven behalten und sind jetzt wieder auf dem Weg zurück in den normalen Alltag.

Das Studium, das 2 Jahre gedauert hat, ist damit abgeschlossen. Von diesen letzten 3 Wochen abgesehen, hat das ganze recht gut geklappt (und die drei Wochen ja letztlich auch) und ich finde wir können stolz sein, auf diese Leistung: Mein Mann ohnehin, aber ich klopf mir jetzt einfach auch mal auf die Schultern :)

So. Eigentlich wollten wir heute zu unserem Kurz-Urlaub nach Krakau starten. Diesen Trip mussten wir aber irgendwann, als klar war, dass wir die Hilfe meiner Mama akut brauchten, verschieben. Drei Wochen am Stück wollte sie - verständlicher Weise - dann doch nicht bleiben. Und wir hatten wenig Lust auf Zwangsentspannung im Paarurlaub. Wäre vielleicht auch ein bisschen viel für die Mädchen gewesen, die sollen jetzt erstmal wieder Qualitytime mit dem Vater verbringen.

Was für mich heißt: Ich kann jetzt einfach mal machen was ich will. Super Sache das. Zumal ich den Freitag zum Überstundenabbau genutzt und am Montag einen Tag Urlaub genommen habe. Ein langes Wochenende!

Diesen schönen Stapel mit Wochenendlektüre habe ich mir dann heute gleich von der Bahnhofsbuchhandlung mitgebracht: taz, Ein seltsamer Ort zum Sterben und die essen & trinken Vegetarisch Spezial - sehr vielversprechend, die Rezepte.
Außerdem habe ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit gestern Nachmittag an die Nähmaschine gesetzt und mich mit Butterick 5707 beschäftigt. Ich glaube es wird richtig gut! Wenn dem so ist: mehr am kommenden MMM!
Gelitten hat entsprechend auch der KSA. Ich verabschiede mich noch nicht völlig aus der Aktion, vielleicht schaffe ich in der nächsten Woche doch noch den Anschluss.

Beim Nähen habe ich, eher zufällig, den Büchermarkt auf Deutschlandfunk gehört und dort die Besprechung der 7 Besten Kinder- und Jugendbücher, die Bestenliste für Oktober. Die Sendung hat mich vor allem neugierig gemacht auf die folgenden Bücher - vielleicht frühe Weihnachtsgeschenkideen?!

Alle Welt - das Landkartenbuch
Folge Deinem Traum
Tigermilch - sicherlich noch nichts für meine Töchter, aber vielleicht für mich.

Wer an diesem Wochenende auch die Muße hat zum Lesen, dem sei dieser Text empfohlen, den die Berliner heute abdruckt und der aus dem Buch 1964 - Deutschlands stärkster Jahrgang von Jochen Arntz stammt. Der Text nimmt dieses Jahr, in dem so viele Kinder in Deutschland geboren wurden wie nie mehr, zum Ausgangspunkt, um, ohne falsche Sentimentalität aber mit soziologischem Blick, einer mittlerweile im Aussterben befindlichen Institution nachzuspüren: der "normalen" Familie.