Samstag, 6. Februar 2016

Monatsrückblick Januar

Ursprünglich habe ich hier im blog mal Wochenrückblicke geführt. Das gefiel mir gut, schlief aber irgendwann aus Zeitgründen ein. Da ich jetzt - eigentlich - wieder etwas mehr Zeit habe, versuche ich mich mal an Monatsrückblicken.

Der Januar ist ja jetzt auch schon ein paar Tage rum. Mein erster Monat ohne Arbeit, sprich: seit 1.1. bin ich ohne Anstellung und werde bei der Arbeitsagentur als Kundin geführt. Bislang blieb mir das erspart, nun ist es passiert - und bislang tut es nicht weh. Ich war drauf vorbereitet (Projekte enden irgendwann) und bin bewusst in die Arbeitslosigkeit gegangen, um mich neu zu orientieren und eine neue Perspektive aufzubauen. Wenn alles gut läuft, beginnt ein neues Projekt, das ich seit anderthalb Jahren verfolge, im April.

Als "Forschungsknecht" in Drittmittelprojekten droht einem heutzutage früher oder später die Arbeitslosigkeit. Die Arbeitsverhältnisse in der Forschung sind wirklich alles andere als rosig, insbesondere was die Perspektiven angeht. Faktisch gibt es die nur sehr, sehr begrenzt.

Aber das ist hier ja eigentlich gar nicht das Thema. Sondern mein erster Monat ohne Erwerbsarbeit. Mitte Dezember dachte ich: Den Januar verbringe ich in der Sauna und vor der Nähmaschine. Tja, es kam dann doch anders. In der Sauna war ich ein halbes Stündchen und genäht hab ich nicht mehr als in anderen Monaten.

Kennt Ihr das? Man hat wenig zu tun und schafft dann auch wenig. So war das auch in diesem Monat. Beziehungsweise: Irgendwie gab es doch noch so viel abzuarbeiten - meinen bisherigen Schreibtisch aufräumen und radikal ausmisten, einen Artikel zu Ende bringen, einen Review schreiben, einen Artikel einer befreundeten Kollegin lesen, zwei Bewerbungen schreiben, am Projektantrag nacharbeiten... -, dass ich gefühlt gar nicht zu den schönen Dingen gekommen bin. Dann war mein Mann auch noch 3 von 4 Wochen krank, so dass "mal am Nachmittag ins Kino gehen" ausfiel - und schwuppdiwupp war der Monat schon wieder rum.

Aber ich will nicht meckern: Am Montag und Dienstag setz ich mich nochmal an den Artikel - und dann ist der Berg wirklich abgearbeitet.

Was wirklich schön war und ich sehr genossen habe: Die Zeit mit den Kindern. Meine kleine Tochter habe ich die letzte Zeit kaum zur Kita gebracht oder geholt, das habe ich jetzt verstärkt übernommen - und das wird nun auch wieder verstärkt mein Job werden, da mein Mann, nach längerer Pause, gerade einen neuen Job angefangen hat.

Was war denn sonst noch im Januar? Was ist erzählenswert? Und was war lesenswert? Gucken wir mal...

Zunächst mal mit einem Thema, über das ich gleich zu Anfang des Monats gestolpert bin und über das ich mich rechtschaffen aufgeregt habe: Im Rahmen einer kleinen Anfrage der Grünen wurde in mehreren Zeitungen über die strukturelle Ungerechtigkeit des Steuersystems berichtet. Es ging darum, dass Frauen, aufgrund der "Wahl" der Steuerklassen 3 und 5, deutlich weniger Ansprüche beim Elterngeld (analog bei anderen Lohnersatzleistungen wie ALG 1) haben und ergo: "bares Geld verschenken".

Das Thema hat mich schon vor Jahren mal beschäftigt und ich hab die Meldung jetzt zum Anlass genommen, zu recherchieren. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Freundin vor Jahren, die sich beschwerte, dass "wegen der schlechten Lohnsteuerklasse" netto ja gar nichts übrigbleibt und sich somit das Arbeiten eigentlich gar nicht lohnt, wenn man dann noch die Kitagebühr abzieht...

Ich habe jetzt mal ein paar Text zum Thema recherchiert, die sehr gut die Zusammenhänge darstellen: hier, hier, hier und hier.

Offenbar wählt die allergrößte Mehrheit der verheirateten Paare die für die Frauen (bzw. die weniger Verdienenden) extrem nachteilige Kombination aus Steuerklasse 3 und 5. Mit der Folge, dass "Sie" jeden Monat richtig viel Steuern zahlt und "Er" deutlich weniger, "Sie" somit deutlich weniger Geld in der Tasche hat und "er" mehr. Psychologisch ist das natürlich großer Mist: Man verdient vielleicht eh schon nicht so Bombe (z.B. wegen Teilzeit) und dann wird auch noch richtig viel abgezogen. Was ich mich frage: Warum hinterfragen dieses offensichtlich doofe System nicht mehr Frauen (und auch Männer)?!?

Fakt ist nämlich: Diese Aufteilung ist nicht gottgegeben, man kann es auch ganz anders machen. Die Alternative heißt Faktorverfahren - und die tut nicht mal weh. Im Gegenteil: Unterm Strich zahlt man nämlich immer gleich viel Steuer (!!!), egal welche Kombi man wählt. "Nur" die Aufteilung pro Monat verändert sich - aber das ist meiner Meinung nach alles andere als banal oder eine Marginalie. In dem einen Fall bekommt mein Mann jeden Monat deutlich mehr Geld überwiesen und ich weniger - und am Ende des Jahres müssen viele Paare auch noch oftmals nachzahlen. Beim Faktorverfahren hingegen gibt es oftmals mit der Steuererklärung etwas wieder.

Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich las, dass 99% der Paare die ungünstige Variante wählen. Das will kann ich eigentlich nicht so recht glauben.

Fragt sich, warum. Ein Grund liegt offenbar (laut Artikel) darin, dass die Finanzämter nicht gerade Werbung für das Faktorverfahren machen - dieses macht ihnen nämlich mehr Arbeit. Darüber hinaus vermute ich, dass Steuerberater eher konservative Zeitgenossen sind und womöglich relativ stur nach Schema F beraten - und nicht danach, was aus Geschlechtergerechtigkeit angesagt wäre. Wenn Ihr mich fragt ist das doch ein Skandal!

Außerdem glaube ich, dass wir (Frauen aber auch allgemein) schlichtweg zu wenig über Geld und die materiellen Grundlagen reden - oder ist das bei Euch regelmäßiges Thema? Irgendwie wurschtelt so jede/r vor sich hin, im Zweifel lässt man (immer noch!) den Mann die Sachen regeln - und zieht im Zweifel echt den Kürzeren.

Themenwechsel. Diesen sehr guten Artikel zu Willkommenskultur, Einwanderung und gemeinsamer Zukunft von Anja Reich, möchte ich Euch empfehlen. Reich bringt gut auf den Punkt, wie weit entfernt wir von einem Einwanderungsland sind und dass nach all der Hysterie vor allem Pragmatismus und Nüchternheit notwendig sind. Ähnlich das Interview mit Klaus Bade in der Zeit.

Wer wissen will, wo die Hälfte der Berliner herkommen (die eben nicht hier geboren ist), kann im Zugezogenen-Atlas der Morgenpost stöbern. Guckt mal, ob Euer Städtchen oder Stadt dabei ist. Alle Orte ab 100 Neu-Berliner sind aufgeführt. So setzen sich aus 1.200 Leuten von A und 756 Leuten aus B und... langsam aber sicher 1,7 Mio. zusammen.

Allen BerlinerInnen, die ihn noch nicht abonniert haben, möchte ich hiermit unbedingt den Tagespiegel Checkpoint ans Herz legen.

Schon seit Längerem sind wir regelmäßige Hörer von sanft & sorgfältig auf Radio 1. Wenn wir am Wochenende nicht in Berlin, sondern in der westfälischen Heimat weilen, planen wir unsere Rückfahrt immer so, dass wir zur Sendezeit im Sendegebiet von NJoy Radio sind - die bringen die Sendung nämlich auch. So, wie wohl etliche andere Radiosender ebenfalls. Unabhängig vom Programm kann man sich aber auch die Podcasts anhören.

Genauso lässt sich auch noch die Talkrunde von Schulz und Böhmermann in der Mediathek ansehen. Mir haben alle vier Teile gefallen, auch wenn die Kritiken eher mittel waren.

Die neue Trend Style gefällt mir gut, Modell 26, 18 und 19 sind schon geplant!

Fast zum Schluss noch ein sehr skurriles Thema: Habt Ihr schon von den Engelskinder aus Thailand gehört? Junge, vermutlich kinderlose Frauen behandeln Puppen wie echte Kinder/Menschen - bei einer Airline kann man nun Flugtickets kaufen... spooky...
 
Ach ja, zum guten Schluss noch mein aktuelles Lieblingslied:

 
 

1 Kommentar:

  1. Das mit den Puppen ist ja gruselig. Ich habe vor Jahren mal bei Spiegel online etwas ähnliches gesehen. Google sei Dank konnte ich den kurzen Film wiederfinden, falls er dich interessiert:

    http://www.spiegel.de/video/der-plastik-nachwuchs-falsche-babys-fuer-echte-muttergefuehle-video-1128910.html

    Liebe Grüsse, Stefanie

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